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Karl Emil Franzos’ Nachleben in der Literaturwissenschaft liest sich – im Gegensatz zu seinen Erfolgen zu Lebzeiten – vielfach als Scheitern. Wo der in Galizien geborene, jüdische Autor nicht vergessen wurde, rügte man seine angebliche Widersprüchlichkeit und Germanisierungstendenz, wo man ihn mit einem missverstandenen Aufklärungsimpetus entschuldigte, warf man ihm doch vor, nicht projüdisch und proöstlich genug geschrieben zu haben, um dem drohenden Antisemitismus wirksam entgegenzutreten. Diese Arbeit unternimmt auf der Basis systemtheoretischer und diskursanalytischer Ansätze eine grundlegende Neubewertung, indem sie Franzos’ Vorgehen als Umcodierung bestehender Stereotype und Aushandlungsbemühung wertet, die in einer Zeit, in der die Semantiken des Antisemitismus erst ihre moderne Prägung erhielten, besonders wichtig war. Hierzu wird auch auf zahlreiche, bislang unedierte Texte aus dem Nachlass zurückgegriffen.