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Europa ist nie ein politisches oder kulturelles „Elitenprojekt“ gewesen. Europa ist vielmehr in den Zwischenräumen von vermeintlich „hoher“ und „niederer“ Kunst zu verorten. Das belegen die literatur- und sprachwissenschaftlichen sowie kulturtheoretischen Beiträge in diesem Band. Sie zeigen, dass ästhetische Darstellungen der Moderne und Postmoderne von Hugo von Hofmannsthal bis Sibylle Lewitscharoff immer wieder auf zeitgenössische Narrative und Figurationen Europas aus der Populär- und Alltagskultur zurückgreifen. Gleiches gilt für Friedrich Nietzsches Philosophem des „guten Europäers“ oder das europäische Gegenwartskino. Umgekehrt demonstrieren Phänomene des Sprachwandels – wie die Entwicklung des Begriffs der Hanse – eindrucksvoll den populären Beitrag zu einem offenen und durchlässigen Europa. Kulturpoetische Vis-à-vis-Lektüren Mumbais und Europas sowie Museums- und Ausstellungsprojekte im deutsch-dänischen Grenzgebiet weisen in die gleiche Richtung. In ihnen wird ein offenes Europa sichtbar, ein interkultureller und medialer Übergangsraum zwischen High und Low.