Zum Inhalt
Das Kommunistische Manifest ist international bekannt. Doch in welchem Verhältnis stehen die Entstehungsbedingungen und die tatsächliche Übersetzungsgeschichte des Kommunistischen Manifests zu seinem Ruf als weit verbreitetem, wirkmächtigen Text? Stefanie Kremmel zeichnet die inhärente Transkulturalität des Manifests anhand textinterner und textexterner Faktoren nach. Am Beispiel spanischer und englischer Übersetzungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet sie die Translationsbedingungen und -motive der Ausgaben und Akteure und setzt sie in Beziehung zur globalen Verbreitung des Textes. Eine wichtige Rolle spielt dabei Kremmels Modell des „Lebenslaufs der Übersetzung“. Es hat insbesondere für repräsentative Texte aus Wissenschaft, Religion oder Politik Potenzial. Das Modell erfasst die Übersetzungen eines Werks in „Stationen“, betrachtet sie als Auslöser weiterer Publikationsereignisse und setzt sie in Beziehung zueinander, nicht nur zum Original. Im Ergebnis stehen damit auch neue Erkenntnisse zur Rolle von Übersetzung in Kanonisierungsprozessen.